2020 hätte ein Jahr der Feiern und Begegnungen werden sollen. Doch Corona durchkreuzte das Jubiläumsprogramm. Das bedauern die Präsidentinnen der drei Landeskirchen. Über eines freuen sie sich gleichwohl: Die gewachsene ökumenische Zusammenarbeit.
«Die Vorfreude war gross», sagt die katholische Synodalratspräsidentin Renata Asal-Steger. «Aber was kam, hat dann unsere ganze Vorstellungskraft übertroffen», macht ihre christkatholische Kollegin Esther Albert den Satz fertig. In dem Jahr, in dem die katholische und reformierte Landeskirche, zusammen mit der schon älteren christkatholischen, ihr 50-jähriges Bestehen feiern wollten, war nur wenig so, wie geplant. Ab März stellte Corona das Programm auf den Kopf.
«Dafür gelang es uns, gemeinsam neue ökumenische Wege zu beschreiten», freut sich die reformierte Synodalratspräsidentin Lilian Bachmann. Sie spricht damit die Fernsehgottesdienste an, welche die drei Landeskirchen in nur drei Wochen produzierten und am Karfreitag und an Ostern auf Tele 1 ausstrahlten. Ein «spürbares Näherrücken» hat auch Asal-Steger erlebt, «unkompliziert und mit viel Einsatz wurde konfessionsübergreifend gearbeitet», meint Esther Albert. Ein dritter Fernsehgottesdienst wurde für Weihnachten aufgenommen. Die drei Kirchen unterstützten auch gemeinsam die Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos und verschickten erstmals gemeinsam eine Weihnachtskarte.
«Kirche lebt schliesslich von der Begegnung»
Gleichwohl: Keine gemeinsame Feier nach der Synode, keine «Lange Nacht der Kirchen», kein Sommerfest und die grosse Bettagsfeier gestrichen – das schmerzte. «Wir waren gut vorbereitet und bereit, das Jubiläum mit tollen Anlässen zu feiern», sagt der katholische Synodalrat Markus Müller, der die Arbeitsgruppe für die 50-Jahre-Feiern leitete. «Und Kirche lebt schliesslich von der Begegnung», meint Bachmann. Corona habe anderseits dazu geführt, die Kernaufgaben der Kirche, Seelsorge, Schutz der Schwachen und Dialog, neu ins Bewusstsein zu bringen. Die Kreativität und das enorme Engagement in den Kirchgemeinden und Pfarreien habe sie beeindruckt.
«Im Moment leben»
Asal-Steger pflichtet ihr bei. Für die katholische Synodalratspräsidentin passte – rückblickend erst recht – das hölzerne Ruderboot als Bild für das Kirchenjubiläum. Das Boot sei alt und teilweise morsch. «So zeigte sich auch die Wirklichkeit. Wir können nicht auf ein glanzvolles Jubiläumsjahr zurückblicken. Im Gegenteil. Statt Ausgelassenheit und Festfreude waren vor allem Verunsicherung und Ungewissheit präsent. So waren wir als Kirchen besonders gefordert und aufgerufen, mit und bei den Menschen zu sein.»
Das gilt im neuen Jahr für die kirchliche Arbeit allgemein wie das Jubiläum. Die drei Landeskirchen versuchen, den einen und anderen Programmpunkt unter dem Titel «50 + 1» nachzuholen. Was sein wird, ist offen: «Ausblicke auf ein Jahr sind kaum mehr möglich», sagt Lilian Bachmann. Wir haben aber gelernt, im Moment zu leben.»
Dominik Thali
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