Die Kirche unterstützt junge Menschen. Zum Beispiel über Jungwacht Blauring und die Pfadi. «Mega froh» sind deren Leiterinnen und Leiter darum. Vereinnahmen lassen sie sich deswegen aber nicht. Gott und die Welt sind ihnen am Lagerfeuer näher als im Gottesdienst.
«Glauben leben» heisst einer der fünf Grundsätze im Leitbild von Jungwacht Blauring Schweiz. Damit sind allerdings nicht Lagergottesdienste gemeint – solche gibt es kaum mehr. «Sondern unser Alltag», sagt Elias Müller, Co-Präsident von Jungwacht Blauring Kanton Luzern. «Am Lagerfeuer sitzen und übers Leben reden, singen, etwas erleben und Erfahrungen teilen.» Glaube habe in der Jubla wie Pfadi wenig mit der Kirche als Einrichtung und traditionellen Feiern gemein. Wichtig ist er vielen Leiterinnen und Leitern in den Jugendverbänden gleichwohl. Etwa Pfadi-Kantonsleiter Simon Hofstetter. Seine damalige Abteilung sei eng mit der Pfarrei verbunden; er habe dadurch auch erfahren, «wie die Kirche funktioniert und was sie alles unterstützt».
Finanziell seien die beiden Verbände «mega froh» um die Kirche, sagt Hofstetter. Sie schätzten aber auch, dass in der Regel keine Bedingungen daran geknüpft seien. Die Kinder und Jugendlichen bekämen durch die Pfarreinähe ohnehin mit, «was die Kirche alles Cooles macht». Müller nickt. Kritik – «wenn zum Beispiel wieder etwas von Rom kommt» – könne er gut verstehen. «Ich sage dann aber jeweils: Kirche findet in erster Linie vor Ort statt. Wir dürfen auch anders denken.»
«Nicht exklusiv sein»
Anja Amrein pflichtet ihm bei. Die Co-Präsidentin des Jubla-Kantonslagers, das im Juli in Rotkreuz stattfindet, trifft man wie ihre Kollegen kaum im Sonntagsgottesdienst. «Mit den traditionellen Abläufen kann ich wenig anfangen», sagt sie. Herkömmliche konfessionelle Feiern seien in einem Jubla- oder Pfadilager ohnehin nicht mehr zeitgemäss: «Wir wollen nicht exklusiv sein gegenüber anderen Religionen.» Amrein fühlt sich allerdings im katholischen Glauben verwurzelt und ist überzeugt: «Jugendvereine sind auf das System Kirchensteuern angewiesen. Nicht selten ermöglichen es die ortsansässigen Pfarreien und Kirchgemeinden, dass Lager, J+S-Leitendenkurse und Kulturanlässe finanziert werden können. Jugendverbände profitieren dabei sehr.»
Begeisterung und Verantwortung
Katholisch? Reformiert? Das spielt in der Jubla wie in der Pfadi keine Rolle (mehr). Zwar ist Jungwacht Blauring im katholisch geprägten Luzern stärker vertreten als die geschichtlich nicht konfessionsgebundene Pfadi. Was die beiden Verbände verbindet: Die Begeisterung für die «coole Truppe», wie es Elias Müller ausdrückt: «Das zieht einen einfach rein.» Anja Amrein gefällt der Teamgeist, der schnell aufkomme, auch wenn man sich noch gar nicht kenne, und Simon Hofstetter bekommt jetzt noch Hühnerhaut, wenn er sich an die 1000 Pfadikinder lange Polonaise im Kantonslager 2018 in Escholzmatt erinnert.
Dass sie viel Freizeit für Jubla und Pfadi hergeben, ist für die drei keine Frage. «Ich bin eben ein Lagerkind», sagt Anja Amrein, und erwähnt nebenbei, dass sie ein paar Tage vor dem Kantonslager noch ihre Masterarbeit abgeben müsse. Alltag auf der Stufe Leitung. Elias Müller schmunzelt: Es profitierten ja auch viele Kinder von diesem Einsatz. «Wir sehen, dass es sich lohnt, und das gibt uns auch viel zurück.»
Dominik Thali
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