Kirche ist ein Erlebnis. Auch zum Essen

19.08.2019

So verbindet Kirche Menschen: Am Fest der Nationen in Nebikon erfüllte ein vielfarbiges Stimmengewirr den Kirchplatz, begleitet von Essensdüften aus aller Welt. Das Dorf begab sich am Sonntag (18. August 2019) zum zweiten Mal «Mit dem Gaumen auf Kulturreise».

«Wir haben verschiedene Religionen, und trotzdem seid ihr heute alle hier», begrüsst Pfarreileiter Markus Müller die Kirchenbesucherinnen und -besucher. Es ist Sonntagmorgen, 10 Uhr – wie gewöhnlich. Doch heute ist alles etwas anders, bunter und lauter: Nebikerinnen und Nebiker mit albanischer, russischer oder schweizerischer Abstammung treffen sich zur interreligiösen Wortfeier. Klein und Gross, Jung und Alt – sie alle haben in den hölzernen Kirchbänken Platz gefunden. Tragen ihre Wünsche und Hoffnungen in sieben verschiedenen Sprachen vor Gott. Lachen, singen, klatschen und basteln. Die Kinder kleben mit Hilfe einiger Jublaleiterinnen selbstgemalte Stoffstücke zu einem grossen Tuch zusammen, das nun den Altar schmückt. Ein kunstvolles Ganzes aus vielen kleinen Teilen, symbolisch für den Anlass selbst: «Es ist genauso vielfarbig und bunt wie unsere Gemeinschaft», meint Markus Müller.

Bananenbällchen und Pfannkuchen aus Russland

Die Feierlichkeiten werden anschliessend nach draussen verschoben, auf den Kirchplatz unter der Linde. Dort spendet der grosse Baum willkommenen Schatten, während zehn Essensstände mit verführerischen Düften locken. «Mit dem Gaumen auf Kulturreise» heisst das grosse Fest der Nationen. Da gibt es Frühlingsrollen, frittierte Bananenbällchen und Chügelipastetli zu probieren. Dem siebenjährigen Andrin haben es die russischen Pfannkuchen besonders angetan: Bereits zum dritten Mal wartet er mit seinem Vater auf Nachschlag. «Als Familie schätzen wir das Engagement für solche Feste sehr», meint Lukas Koller.

«So macht Kirche Freude»

Worte wie diese freuen OK-Mitglied und Pfarreirätin Ursula Grob. Vor zwei Jahren rief der Pfarreirat das Fest der Nationen ins Leben. «Wir wollten die Kirche raus- und die Leute in die Kirche bringen», erklärt Ursula Grob. Die Mission scheint geglückt: «So macht Kirche Freude», bekam das Organisationsteam häufig zu hören. Heute ist «Mit dem Gaumen auf Kulturreise» ein gemeinschaftliches Projekt mit dem Elternrat, der Kontaktnetzgruppe und der Jubla Nebikon. Ein wahrer Genuss, findet Ursula Grob: «Unglaublich viele Menschen helfen motiviert mit.»

Eine dieser Helferinnen ist Maria Dias. Vor 29 Jahren kam sie von Portugal in die Schweiz – ohne Deutschkenntnisse oder Ansprechpersonen. Doch Maria Dias besuchte einen Deutschkurs, suchte den Kontakt. Mittlerweile ist sie Mitglied des Pfarreirats und gestaltet den Nebiker Kirchenalltag aktiv mit. «Das Zusammensein und der Austausch im Rat tun mir gut. Hier fühle ich mich zuhause.» Ihr altes Zuhause teilt Maria Dias am Fest der Nationen mit anderen; mithilfe von guten Worten, viel Lachen und köstlichen Kokosküchlein.

«Die Kirche macht sehr viel fürs Dorf»

Während die älteren Generationen noch beim Dessert sitzen, vergnügen sich die Jüngeren beim Königsschach oder Frisbee-Spielen mit den Leiterinnen und Leitern der Jubla Nebikon. Diese haben bereits die Essensstände fürs Fest aufgestellt und helfen nun bei der Kinderbetreuung. «Die Kirche macht sehr viel fürs Dorf», meint Scharleiter Reto Burri: «Da sind wir gerne mit dabei.» Dann wendet er sich wieder dem Königsschach zu. Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut, der Hunger gestillt; vor dem Aufräumen liegt bestimmt noch die eine oder andere Partie drin.

Anna Mirjam Graf

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Italien: eine der zehn Nationen, die am Fest «Mit dem Gaumen auf Kulturreise» in Nebikon mitmachte. | © 2019 Karin Aebischer-Furrer