Mehr Einsätze nach Suiziden, weniger nach Verkehrsunfällen

24.04.2024

Notfallseelsorgende und Care Givers sind bei Suizid, ausserordentlichen Todesfällen, schweren Verkehrsunfällen und weiteren Ereignissen im Einsatz. Sie begleiten Angehörige, unverletzte Beteiligte, Zeugen oder beim Überbringen von Todesnachrichten. 2023 waren sie im Kanton Luzern während rund 850 Stunden bei 82 Ereignissen im Einsatz.

Medienmitteilung vom 24. April 2024

Im Kanton Luzern sind täglich zwei Notfallseelsorgende und Care Givers auf Pikett. Aufgeboten werden sie vom Rettungsdienst 144, von der Polizei oder der Feuerwehr. «Erfolgt ein Aufgebot, so sind wir in der Regel innerhalb von 45 Minuten am Einsatzort», erklärt Christoph Beeler-Longobardi, Co-Leiter ökumenische Notfallseelsorge/Care-Team Kanton Luzern. Im Jahr 2023 standen die Teammitglieder bei 82 Ereignissen im Einsatz (Vorjahr 86) und leisteten während rund 850 Stunden (Vorjahr rund 900) psychologische und seelsorgerliche Unterstützung. «Bei einem schlimmen Vorfall zieht es Angehörigen und Beteiligten den Boden unter den Füssen weg. Unsere Aufgabe ist es, Ereignisse, Gefühle und Handlungen in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, um dadurch wieder handlungsfähig zu werden», so Beeler-Longobardi.

«Eine hohe Zahl»

Im Jahr 2023 waren die Teams nach 25 suizidalen Ereignissen präsent. Im Vorjahr 2022 waren es 20. «Im Vergleich der letzten zehn Jahre ist dies eine hohe Zahl der Ereignisse», sagt Christoph Beeler-Longobardi. Im Bereich der Verkehrsunfälle sank die Zahl im gleichen Zeitraum von sechs Ereignissen im Jahr 2022 auf zwei im Jahr 2023. Am häufigsten gerufen wurden Notfallseelsorgende und Care Givers im vergangenen Jahr wiederum bei ausserordentlichen Todesfällen. Das sind beispielsweise plötzliches Herzversagen in der Öffentlichkeit oder zuhause. Die Zahl solcher Ereignisse stieg auf 31 (Vorjahr 30).

Weiterbildung und Training

Schwerpunkt der Weiterbildungskurse 2023 waren die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und die Kommunikation in komplexen Situationen. So gab es die Einsatzübung «Morgentau». Dabei wurde die Bewältigung eines Unfalles mit Todesfolge und Verletzten anlässlich einer Schulexpedition geübt. Mit 70 Figurierenden übten Teamleader und Care Giver die Zusammenarbeit mit Schulorganisation und erprobten deren Notfallkonzept. Dabei wurden Ereignisplanung, Umsetzung, Kommunikation, Informationsfluss, Zusammenarbeit mit Partnern und die Betreuung in Gruppen und mit Einzelpersonen im komplexen Zusammenspiel getestet. «Es zeigte sich, dass wir auf solche Ereignisse vorbereitet sind», so Beeler-Longobardi.

Zusammenarbeit von Kirchen und Kanton

Trägerin des Angebots sind die katholische, die reformierte und die christkatholische Landeskirche gemeinsam mit dem Kanton Luzern. Die Leitung des Teams teilen sich Christoph Beeler-Longobardi und Thomas Seitz. Rund 40 Care Givers und Notfallseelsorgende sind im Team. Die Betriebskosten betragen knapp 100’000 Franken pro Jahr.

Teilen Sie diesen Beitrag auf   und

Das war ein Grosseinsatz auch für die Notfallseelsorg – nicht im Berichtsjahr, sondern in der Nacht auf den 22. Januar 2024: Der Grossbrand im Escholzmatter Ortsteil Wiggen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. | Bild: Kantonspolizei Luzern